Ich male Räume und Farben die mich auf Reisen mitnehmen
Ich tauche in blau in lila in gelb
Ich überfliege Gräben zwänge durch Zwischenräume
und hüpfe von Punkt zu Punkt
Ich suche
Ich finde
Ich verpasse
Ursula Hürlimann
9. September bis 24. September 2023, Villa Grunholzer, Uster
Aquarell | Grafit | Folie | Collage
Das Augenmerk der Künstlerin liegt auf Farbe, Verdichtung und Transparenz. Ihre Oberflächen bergen ein Dahinter und lassen ein Davor erahnen. Das Durchscheinende entpuppt sich als Vielschichtiges, aus Möglichkeiten entstehen Geflechte.
Doch Ursula Hürlimann ist ebenso Objektkünstlerin wie Aquarellistin; bekannt sind ihre gleichzeitig filigranen wie präsenten sinnlichen Installationen – häufig aus industrieller Massenware, aus Plastiksäcken, aus Saugnäpfen –, die in Landschaften und gebauten Räumen temporär oder permanent Akzente setzen.
Der Weg der Künstlerin führt das Flächige mit dem Dreidimensionalen zusammen, immer öfter bestehen ihre Werke aus «Mixed Media». Auf dem Aquarell findet sich die Folie, der Schattenwurf materialisiert sich in Grafit. Wir sehen Farbe, erfahren Raum und werden Zeuge von Metamorphose.
Die aktuelle Ausstellung deutet die Bandbreite von Ursula Hürlimanns Arbeiten an und ist gleichzeitig ein Porträt der Künstlerin als …
… Aquarellistin: Linien und Formen sind da und werden gezogen, um sich gleich wieder aufzulösen. Ob die Farbe mit einem Pinsel oder sonst wie aufgetragen wurde, auf dem Papier resultiert letztlich etwas Leichtes, Durchscheinendes und gleichzeitig Vielschichtiges.
Ursula Hürlimann malt – auf den ersten Blick – nicht gegenständlich. Sie sagt: «Dinge begegnen mir. Sie nisten sich ein und fangen an mich zu besetzen. Es können Farbigkeitensein, Formen, Raumgeschichten.» Auf dem Bild finden sich die begegneten Dinge in der einen oder anderen Gestalt wieder; die Gestalten erzählen Geschichten.
… Erforscherin: Was macht die Farbe auf dem Papier? Was macht sie im Raum? Was macht sie mit mir? Ganz lakonisch sagt Ursula Hürlimann: «Einem inneren Bilde folgend suche ich nach entsprechenden Lösungen und versuche offen zu sein für alles, was mir zu-fällt.» Häufig bestimmt der «gelenkte Zufall» mit, was aus einem Bild wird: im Arbeitsprozess eingesetzte Hilfsmittel wie Roller, Folien, Schablonen machen, was sie wollen, was aber auch die Malerin will. An den Rändern passieren Kollisionen, ereignen sich Aha-Erlebnisse entwickeln sich Scherze.
… Interpretin: Ursula träumt, erinnert sich, legt Bilder frei, assoziiert, kommentiert, interpretiert, verwirft, diskutiert, wagt sich auf die Äste hinaus, stellt in Frage, zaudert, plant, legt sich fest, lässt sich nicht festnageln, erinnert sich …
… BeZauberin: Ursulas Atelier kann als Abbild ihrer Innenwelt gesehen werden – der Schaffensprozess läuft permanent, nebeneinander stehen Werke in den unterschiedlichsten Phasen der Entstehung, eine geheime Ordnung führt Dinge zusammen, Dinge aus Ursulas anscheinend unerschöpflichem Fundus geretteter Gegenstände, aus dem Brockenhaus, aus der Industrie, von der Gant, aus dem Kopf.
Kein Wunder, bereitet ihr die Auswahl dessen, was sie in einer Galerie zeigen will, grosse Anstrengung. Gleichwohl hat sie es geschafft, für die aktuelle Ausstellung Werke zusammenzubringen, die den Betrachter, die Betrachter heiter stimmen, ja beglücken.
Jürg Fischer