dicht aber licht

Dass der Fleck flauschig ist oder hart, dass er sich abgrenzt oder zerfliesst, dass er leicht ist aber nicht dünn, dass der Spielplatz eine Lust ist und der Raum eine Königin, darum kümmere ich mich. 

hallo dolly ist mir so
aus den Händen gepurzelt.
Ein Wölkchen, ein Lustiges.
Ein Tütü vielleicht. 

2020, Eglisau
Ursula Hürlimann ist Aquarellistin und Schöpferin von räumlichen Installationen. Ihre ebenso filigranen wie präsenten sinnlichen Installationen setzen in Landschaften und gebauten Räumen temporär oder permanent Akzente – doch das Herzblut der Künstlerin gilt nicht nur diesen dreidimensionalen Werken im Raum, sondern ebenso sehr der Malerei. In der aktuellen Ausstellung stehen denn für einmal ihre – meist grossformatigen – Aquarelle im Mittelpunkt. 
Ursula Hürlimanns Augenmerk liegt auf Farbe, Verdichtung und Transparenz. Linien und Formen sind da und werden gezogen, um sich gleich wieder aufzulösen. Oberflächen bergen ein Darunter und lassen ein Darüber erahnen. Ob die Farbe mit einem Pinsel oder sonstwie aufgetragen wurde, auf dem Papier resultiert letztlich etwas Leichtes, Durchscheinendes und gleichzeitig Vielschichtiges.
Ursula Hürlimann malt – auf den ersten Blick – nicht gegenständlich. Sie sagt: «Dinge begegnen mir. Sie nisten sich ein und fangen an mich zu besetzen. Es können Farbigkeiten sein, Formen, Raumgeschichten.» Auf dem Bild finden sich die begegneten Dinge in der einen oder anderen Gestalt wieder; die Gestalten erzählen Geschichten.
Jahrzehntelange Praxis (nicht zuletzt die Erfahrung, die sie als Dozentin mit den TeilnehmerInnen ihrer Kurse teilt) – das bedeutet ständiges Erforschen: Was macht die Farbe auf dem Papier? Was macht sie im Raum? Was macht sie mit mir? Ganz lakonisch sagt Ursula Hürlimann: «Einem inneren Bilde folgend suche ich nach entsprechenden Lösungen und versuche offen zu sein für alles, was mir zu-fällt.» Das Ergebnis ist mitbestimmt vom gelenkten Zufall: Die Malerin legt eine Folie aufs grundierte Papier und fährt mit einem mit Blau getränkten Roller darüber; an den Rändern passiert die Kollision, nein Synthese, Aufbau, Schichtarbeit, es entstehen Aha-Erlebnisse und Scherze – befinden wir uns in einem Aquarium? Schwimmt da hinten ein Oktopus? Was hat das Röntgenbild eines Salamanders hier verloren, was die Stickarbeit? 
Eine Lieblingsform der Künstlerin ist das Oval. Stets flächig, in verschiedenen Konstellationen und Farben arrangiert, mal scharf umrissen, mal verschwommen die Sehschärfe des Betrachters an der Nase herumführend, mal als Klecks karikiert: das Oval, diese extrem reduzierte Form, ist Ausgangslage für unzählige spielerische Variationen und beglückende Bilder. Ursula Hürlimann betont im Gespräch die Ehrlichkeit des Aquarells. Wir können es auch Dichte und Transparenz nennen.
Ursula Hürlimanns installatives Werk – als dessen Vertreterin wir in Eglisau die Arbeit «Sphère 4» sehen dürfen – ist eine einleuchtende Fortsetzung ihres künstlerischen Ansatzes. Transparent sind stets auch sie. Aus geretteten Gegenständen – häufig industriell gefertigte Massenware wie Plastiksäcke, aber auch ausrangierte Verkehrsschilder – entstehen neue, mit möglichem Sinn, sprich Poesie erfüllte Konstellationen.
Die Künstlerin kommentiert ihr Werk laufend, um das Gesagte sogleich wieder in Frage zu stellen. Doch die Bilder und Objekte sprechen für sich und materialisieren Ursula Hürlimanns Anliegen: Leichtigkeit mit Gewicht. Text: Jürg Fischer, Uster.